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Satte Schreie - Teil 4


    Kreislauf

    mut-langen gilt nicht
    nur für diese gegend
    die zeiten sind
    ubiquitär
    kalt

    auf einsichten der
    schachspieler vertrauen
    nicht einmal mehr die
    sekundanten

    computer sind
    nicht gegner
    sondern cocktail-
    partner beim
    waffen-mix

    die wohlfahrt
    kümmert sich um
    die aufwiegelung
    falscher tatsachen
    und die sicherheits-
    ingenieure planen
    die risikolose
    vernichtung
    der ab-
    fälle

    scheiterhaufen
    bekommen lebhafte
    konjunktur

    das bankgewerbe
    strömt an die
    börse der
    lust

    auf der siegessäule
    werden chemische
    keulen verehrt
    wie sie schon gott
    benutzte, um
    die erde zu
    erschaffen


    Inventur

    laß uns mal zählen
    was alles gegen uns
    spricht:

    geschlecht
    religion
    ausbildung
    beruf
    geschmack
    hobbies
    einkommen
    nasenlänge
    alter
    herkunft
    geschwister
    biographie
    automobile
    temperament
    hygiene
    kleidung
    motorik
    intelligenz
    wesen
    konstitution
    adresse
    krankheit
    glauben
    reputation
    lebensstil
    pension
    haut
    kultur

    nicht schlecht
    für den anfang
    oder?


    Geständnis

    vor achtzehn jahren
    traf ich die frau
    meines lebens

    ich traf sie wieder
    vor zwölf jahren

    und vor sechs jahren
    traf ich die frau
    meines lebens

    bevor ich vor
    drei jahren die frau
    meines lebens
    traf

    nach dieser
    erfahrung
    habe ich
    aufgehört

    die frau
    meines lebens
    zu treffen

    und da
    traf ich
    dich


    Ich

    ich
    ach ich
    so me-
    dioker

    ganz in
    der mitte
    ohne ab-
    bruch

    ich
    ach ich
    mittel-
    mäßig

    und so
    opportun
    immer
    ein paar
    worte auf
    lager
    für ein
    glas
    wein

    ich
    ach ich
    mal ein
    bißchen
    schlauer

    und dann
    wieder
    kleiner
    bauer

    schach
    habe ich
    nie ge-
    mocht

    weil sie
    die figuren
    hin- und
    herschieben
    und dabei
    gewinne
    machen

    ich
    ja ich


    Gewährsleute

    nur einmal wollte ich
    penthesilea besteigen
    damals, als sie noch den
    exklusiven vertrag mit
    Kodak hatte

    ich dachte mir, daß ich
    vielleicht mein blitzlicht
    mitbringen könnte, um die
    szenerie passend auszuleuchten

    aber da wurde mir bedeutet
    daß solche anmaßung gänzlich
    unfaßbar sei, weil ja der
    sponsor-vertrag von penthesilea
    sie an Wienerwald binde
    und wer interessiert sich
    schon für brathendl im
    blitzlicht?

    die marquise von o. habe ich
    nicht von meinen penetranten
    errungenschaften überzeugen können
    sie lebte bereits fern der
    kulturellen autobahnen

    es kommt nicht darauf an
    wen man alles kennt, sondern
    man muß ja auch an die freunde denken
    oder die familie, vater & mutter

    was soll man machen, wenn man wie ich
    es lieber mit Büchner hält:
    friede den hütten, krieg den palästen!

    immerhin auch klassisch deutsch
    im literatur-unterricht
    penthesilea, marquise von o. & Büchner
    allesamt keine schlechten gewährsleute
    für eine gebildete form der
    abweichung

    so könnte ich
    weitermachen


    Liebe

    Der

    Tod

    ist

    immer

    nah

    wenn

    Du

    fern

    bist


    Für Jim Morrison

    werbeschriften
    im briefkasten

    der postbote
    aus dem orkus
    drängelt sich
    nicht nach
    arbeit

    kleine notizen
    gibt er wider-
    willig weiter

    auf den dächern
    flegeln sich die
    krähen herum

    die luft wird
    durch die fleisch-
    wölfe der miß-
    gunst gedreht

    die flügel
    des habichts
    zittern in
    den nekrophilen
    winden

    mäuse flüchten
    in ihre verliese
    mücken rotten
    sich auf den
    balkons zusammen

    die letzten
    nachrichten
    lauten:

    keiner kommt
    hier lebend
    'raus


    Heute

    wandern büsche
    durch meinen leib

    kriechen blumen
    auf meinem fuß

    lungern bäume
    in meiner haut

    kriechen nebel
    an meinem atem

    schlagen tropfen
    an meine augen

    drehen winde
    an meinen ohren

    wachsen berge
    auf meiner haut

    dümpeln boote
    in meinen tränen

    segeln flieger
    an meinem bauch

    krabbeln ratten
    an meiner seele

    knistern späne
    in meiner kehle

    waschen bären
    meine leber

    glucksen otter
    in meinen augen

    wiehern gäule
    aus meinem arsch

    singen vögel
    aus meinem schwanz

    bleiben wollen
    ungehandelt

    sprießen ideen
    in das weite

    lachen spiegel
    mich einfach aus


    Gregory und ich

    (Für Gregory Bateson & mich)

    die ökologie des geistes?
    klar, das werden wir noch
    mächtig aufmischen

    die ökologie des körpers?
    na klar doch, das legen
    wir auf's parkett wie
    einen schnoddrigen
    rittberger der dreifach
    gedreht ist

    und dann, gregory
    gehen wir zusammen
    in die verschrobene bar
    trinken ein paar kölsch
    zusammen und feixen
    was das zeug hält

    du meinst, "zeug" sei
    nicht der richtige
    ausdruck?

    ich habe verstanden
    dann werden wir einfach
    dort ein paar kölsch
    trinken, bis die hose
    naß wird, o.k.?

    du meinst, "einfach" sei
    nicht der richtige
    ausdruck?

    gregory, es geht nicht
    um den ausdruck
    sondern um die form

    und schließlich hast
    du ja festgestellt
    daß "geist und natur"
    eine einheit bilden
    wat is, mein lieber
    kommste mit?

    schön, dann laß uns mal
    "kölsch mit schuß" trinken
    damit's uns schnell vom
    hocker haut


    Wunschvolles Unglück?

    je stabiler
    unsere "beziehung"
    desto unsicherer
    deine gefühle
    ob du dein leben
    mit meinem
    verweben willst

    deine gene und
    deine psyche
    dein körper und
    deine sexualität
    dein gefühl und
    deine visionen

    so restlos
    geschüttelt

    dein sein
    uferlos im
    stausee

    dein wollen
    antilopen-
    gleich in
    der steppe
    der gleich-
    förmigkeit

    und den
    zacken aus
    der krone
    hast du
    schon vor
    zwölf jahren
    verloren

    wie willst du flanieren
    wenn du das alles weißt

    manchmal legst du
    deine arme aus

    ob das
    reicht


    Das Kind

    aus der
    furt meiner
    sehnsucht
    das plätschern
    in deinen augen

    die borken
    der birken
    ganz zart
    und die halme
    im grün

    du liegst
    in meinem
    magen, bist
    verwickelt
    mit der welt

    was soll ich
    dir schon sagen
    wenn du deine
    augen so groß
    an mich heftest

    das neon-licht
    irritiert dich
    und die maske
    macht dich nicht
    mehr bange

    dein lächeln
    so weise und
    deine hand
    begreift mich

    ach, kind
    vision allemal

    lieben
    jeden
    tag

    versprochen ist
    die harmonie auf
    deiner haut

    mein bauch
    verlangt
    nach dir

    zwischen deinen
    träumen zweige
    ich mich für
    dich ab

    das wünschen
    läßt keinen
    raum

    auf der decke
    meiner sorgfalt
    wirst du dich
    räkeln

    und hinter den
    gedanken der
    strenge erblickst
    du das muster
    der verzweifelten
    suche nach sinn

    kind, mein geliebtes
    wir spüren das
    frottee-handtuch
    jeden morgen

    wir spielen uns
    weich

    aber was kühle
    ich meinen kopf
    um dich zu bewahren

    am liebsten bleib
    hier, wie ich dich
    bekam

    immer
    diesselbe
    falle


    Regie

    und dann
    sind wir
    umstellt

    spot auf
    dich &
    mich

    blasses
    licht auf
    die herr-
    schaften
    in den
    ecken

    phobien
    der lust
    und immer
    wieder, ja
    caroline,
    schweiß!

    das erlebnis
    wird zum
    wettkampf

    goethe ist
    zitat und
    valentino
    nur noch
    reminiszenz

    aber das
    wollen wir
    doch, oder?

    wer ist schon
    heine, brecht
    oder coquteau?

    namensschilder
    der bürgerlichen
    kultur, spott-
    verse, langweiler
    im schaufenster
    des wissens

    und was dagegenhalten?
    das unbedachte geschwätz am morgen?
    die profane liturgie des geschmacks?
    das gewinsel der blutenden herzen?

    wir haben die wahl
    und machen es uns
    nicht leicht

    wir wissen um
    die verluste
    und kennen nicht
    die gewinne

    abgefahren auf
    glück
    strahlen wir
    immer wieder
    strahlen

    das wirrwarr der
    einsamkeit wird
    denunziert als
    verweigerung

    spot an!
    SPOT AN!
    SPOT! SPOT!
    leben tut NOT!

    das flunkern in
    den worten, die
    gemeinheit in
    den taten

    laßt uns alles
    vergessen
    morgen holt
    uns heute schon
    ein

    wo ist salomon
    der weise?
    hat jemand
    yves saint-laurent
    gesehen?

    nur Birne am
    fernsehschirm
    aber lebhaft
    und bematscht

    das versagen
    dokumentiert
    in personam

    laß doch mal
    die lacher auf
    die toilette

    sie, die sich
    nur noch selbst
    bepissen
    wie gehabt
    jene schlaumeier
    die sich der
    regie begaben
    als sie versuchten
    alles in den
    griff zu nehmen

    schachfiguren
    im asterix-spiel

    mehr blau oder
    braun, die
    rote krawatte
    und das grüne hemd
    laß doch
    geliebte

    der hunger ist
    universal


    Rot am Abend

    wachsgelb
    die schimmer
    auf deinem
    gesicht

    kräne in
    den augen

    vor dem
    mund ein
    gemäuer

    das hand-
    schuhfach
    birgt lauter
    reminiszenzen

    wagemutig
    der blick
    in die nähe
    deines
    seins

    auf dem
    ballen
    der hand

    das gleißende
    rot am
    abend


    Ahnunglos

    das veilchen
    auf dem balkon

    der lippenstift
    an meinem spiegel

    das muttermal
    in meinem bett

    die türklinke
    in meiner hand

    der schatten
    an der wand

    die katze auf
    dem regal

    das wasser
    unter dem
    sonnenschirm

    der schweiß auf
    meiner stirn

    das alles waren
    botschaften?


    Jahrestag

    manchmal begehen sie
    ganz voluminös die
    zeiten der niederlage

    schleppen präsidenten
    an gräber erbärmlich
    gestorbener

    lackieren sich
    die schuhe
    bevor sie sie
    in den sand ihrer
    dummheit setzen

    legen psycho-kosmetische
    mienen auf ihre fratzen
    und erreichen nicht einmal
    die klasse von
    heinz rühmann

    das gewäsch aus
    ihren mündern könnte
    nicht einmal pril klaren

    maßanzüge sollen
    nun einmal die
    miserablen
    qualitäten
    der hirne
    drapieren

    wie gut sie
    sich in dem
    ambiente von
    ignoranz und
    arroganz fühlen

    heute,
    nichts von
    alledem

    keine zylinder
    (gottseidank)
    keine reden
    (ein glück)
    keine feiern
    (schön)

    da gammeln
    sie in ihren
    ferien-
    domizilen
    schlenkern
    die arme
    und lassen
    sich die
    birne voll
    eintracht
    infundieren

    was für
    eine nette
    horde wir
    sind

    hiroshima?
    nagasaki?

    ich bitte sie,
    sagen die
    statthalter,
    machen wir uns
    nichts vor:

    das war doch
    nur der versuch

    der ernstfall,
    denke ich,
    ist in vor-
    bereitung

    meine
    freundin
    schläft
    mein
    nachbar
    schnarcht

    die zeiten
    für den
    abwurf
    sind
    günstig


    Langes Gedicht

    auf den feldern graben sie
    die rüben aus - gar-aus
    mit ihren langen stacheln
    wälzen sie das leben
    zum tod
    usw.


    Für Lorenzo

    die dessous
    deiner sehnsucht
    forcieren die
    energie der
    revolutionsmaschine

    nur keine
    kolbenfresser
    beim überhol-
    vorgang

    den worten die
    weichen stellen
    bevor die narren
    sich ihrer
    bemächtigen

    die stummen
    tonbänder
    deines archivs
    sind cassette für
    cassette
    im abseits
    vertäut

    wenn du
    die augen
    aufschlägst
    trifft dich
    die einsicht


    Wegelagerer

    wegelagerer
    der eintönigkeit
    schmerzen und scham:
    ihre genossen
    im alltag

    vor der zukunft
    schützt sie ihre
    dumpfe angst vor
    applaus und pfiffen

    in der balance
    erkennen sie ihr ideal

    als kinder haben sie
    nicht einmal auf
    der schaukel gesessen

    ein toast
    der mitte
    der sicherheit
    und langeweile

    mit risiko
    assoziieren sie
    verlust
    und mit liebe
    gefahr

    von hingabe
    haben sie in
    harold robbins'
    romanen gelesen

    das alter
    ehren sie
    durch distanz
    mitte vierzig
    ist das leben
    vorbei

    mehr greisenhäuser
    in die landschaft

    gefühlsmäßig be-
    kommen sie wohl
    ab dreißig schon
    rente

    leidenschaft macht
    rote wangen und ist
    deshalb nicht
    akzeptabel:
    es lebe die diktatur
    des make-up

    gesichtschirurgen
    haben konjunktur
    munter machen
    sie pillen

    wer keine erfahrungen
    mehr macht
    befindet sich
    auf dem richtigen
    weg

    auch deshalb:
    mehr autobahnen
    weg mit dem dschungel

    dem leben eine leitplanke
    wer sich an räusche erinnert
    wird ausgemerzt

    im tod erkennen sie
    das ziel des lebens

    oberwasser haben
    sie nur so lange
    wie wir sie lassen

    also:
    laß uns wellen schlagen
    die sich über ihren
    köpfen brechen

    Zeit

    vor
    mir
    liegt
    etwas

    und
    hinter
    mir liegen
    welche


    Drei Frauen im Remstal

    das morgenrot
    auf den backen
    der körper
    ja, die backen

    das wirft
    strahlen
    ins müsli

    mir hat keiner davon berichtet
    daß die schuld zum präsidenten
    gekürt worden ist

    nein, schleyer, nie gehört,
    auch brauchitsch und zahn sind
    namenlose funktionen
    von hermann schon gehört?
    oder weichert? und müller?

    oh ja, müller, ist das nicht
    die fragile repräsentanz von
    wollen und lust? nein? schade!

    an der ecke von ignoranz und
    turbulenz treffen sich die menschen
    zum langen kaffee

    das löffeln in der suppe
    haben sie prächtig inhaliert
    ihre rhythmischen bewegungen
    zeigen den schlaumeiern der gegend
    die rechts/links gesinnung

    schlaglichter brechen zusammen
    mausen wagt die katze nicht mehr
    einige nachtschwärmer folgen den laternen
    die den rattenkäfigen den weg leuchten

    meine mutter sitzt
    wie üblich zwischen
    allen stühlen

    wenn ich auf der lauer liege
    wird sich kein schwein einfinden
    deshalb spendiere ich
    wein & bier
    für alle

    hey, & wo ist der
    schampus für die
    auserwählten?

    keiner hat der missus
    am eingang die nachricht
    auf dem hintern gelegt
    daß gestern die zukunft
    von heute war

    mobil in den porsche's
    sahnen wir die immobilien ab
    und schlagen uns auf die
    seite der halbstarken gewinner
    JAMES DEAN: you are so clean!
    so singen sie am abend und
    fluchen auf den morgen
    in einer gottverlassenen
    trink-arena

    das weiche winseln
    auf den hinteren bänken
    geht im schall-rausch nieder:
    bässe und höhen
    die frequenzen
    von tag & nacht

    magst du whisky auf cola?
    asbach auf fanta?
    champagner im glas?
    was willst du eigentlich?

    lassen wir die verhandlungen des geistes
    und schwärmen wir in die lüfte der lust
    laß uns staudämme vergessen und den
    fluß zum fliessen bringen

    heimlich in unserem hotel-zimmer
    bei osram-40-watt
    kein scheibenwischen mehr

    wenn die perspektive verloren ist
    kein linsen durch luken
    wenn der bäcker die brezeln bringt
    nur noch: einfach, ganz einfach
    schinken auf den toast
    mit käse und ab in
    den ofen

    die hitze ist der ausdruck
    der gestauten energie
    haut zu haut - auf dem
    lakmus-papier
    kälte ist der feind der
    bio-chemie
    nur bakterien leben
    in der hitze der nacht

    gegenwärtig schleicht
    der humus auf den leichen
    und sucht nach gefräßigen partnern

    meiner braut lugt das
    nachthemd vor dem knöchel
    den freunden prasselt die
    sonne auf's hirn
    der eskimo lutscht vanille-eis
    Cortez schreit kommandos in
    den dschungel der fremden nacht

    das bibbern der
    stachelschweine
    reflektiert die
    nacht in europa

    sendern ist kein
    glauben zu schenken
    und briefe sind
    haltlose dokumente
    des gebrochenen
    willens

    auf dem trapez
    zwischen hier und dort
    tanzen die frauen
    eine glänzende
    vorstellung

    der absturz ist kalkuliert
    das wagnis scheint kleinkariert
    aber dann klappen die finger
    und eine nach der anderen
    taucht in den asphalt

    welch ein zufall
    daß die dampfwalze
    gerade den horizont
    begradigt

    keiner mutter mehr ein
    dumpfes zeichen, den vätern
    die lange leine des aufschwungs

    "Birne" - alohahee
    der swing in den knochen
    bringt das blut zum kochen
    und die zahlmeister des
    glücklich-seins stehen
    mal wieder hinten an

    ich schlage mich in die büsche
    voller trunkenbolde und
    heimischer weine

    müller? oh ja, zwei seiten im telefonbuch
    hermann? natürlich, der cherusker im
    teutoburger wald, oder etwa nicht?
    weichert? klar, unter-türkheim
    lang vor den türken und kurz
    nachdem es ein heim war
    bleiben die scheib's
    die ihre kraft bei KRAFT's
    angelegt haben

    käse ist immer "in"
    ach, was für ein szenario!

    der champagner fließt und die
    konversation stockt
    auf dem dachboden der
    seligen feinde treffen
    sich die unterhändler
    beim austausch von gerüchen
    TEMPOs gefällig?

    mein unterkiefer
    schmettert den ball zurück
    den mir die sanfte frau serviert

    auf der couch entledige
    ich mich meiner
    hirnmasse

    das fassungslose
    ist nur eine
    andere chance
    der ignoranz

    Nicht ins Haus

    lebens-
    müde
    lebens-
    lang
    lang
    müde
    vom
    leben
    aber
    der
    tod
    nein,
    der
    kommt
    mir
    nicht
    ins
    haus
    lang-
    leben
    müdes
    leben
    da muß
    doch
    was
    zu
    machen
    sein


    Patriarchat

    ich bin nicht
    auf der welt
    um gewissen
    menschen
    nach dem mund
    zu schwätzen

    ich bin nicht
    einmal auf
    der welt
    um ihnen
    zu gefallen
    weder äußerlich
    noch innerlich

    der einzige
    grund, warum
    ich auf der
    welt bin
    liegt darin

    daß mein vater
    meine mutter
    vor 37 jahren
    einfach nahm
    wie viele männer
    es heute auch
    treiben


    Grube

    leg mich
    in die
    grube
    deines magens

    und schwöre

    daß es
    niemals
    zu spät
    sein wird


    Wie bitte?

    ich
    immer nur
    ich
    keiner
    der
    mal
    sagt
    daß
    ich
    du
    bin
    "Man"
    wenn
    du
    erst
    einmal
    "man"
    zu sagen
    gelernt hast
    wirst du
    dein
    "ich"
    immer
    unter
    den
    scheffel
    stellen


    Soso

    das ende der reflexion
    ist der anfang des stumpfsinns
    das ende der theorie
    ist der anfang der spekulation
    das ende der werte
    ist der anfang des terrors
    das ende der gedanken
    ist der anfang des wahnsinns
    das ende des wünschens
    ist der anfang der niedertracht
    das ende des glaubens
    ist der anfang des starrsinns
    das ende der empfindungen
    ist der anfang der dekadenz
    das ende des lebens
    ist der anfang des todes


    Absturz

    das einfache
    schlägt den bann
    in die flucht

    grausam die geier
    der emotionalen
    notzucht

    vorübergehend
    flirren die hoffnungen
    in der wintersonne
    von köln

    durch die rippen
    bricht sich eine
    melange de la destruction
    sahne-häubchen zur
    schadensbegrenzung

    in den knorrigen worten
    findet der wald von irrtümern
    einen kongenialen partner

    meine geschichte ist
    die sequenz von niederlagen
    unterbochen von den zeiten
    zu denen ich aus
    der sequenz gesprungen bin

    dem sprung folgte
    zu allen zeiten der fall

    und vor dem fall kam
    meistens der mut

    hochmut, sagen sie
    und meinen niedergeschlagenheit

    nun gut
    aber ohne mich
    o.k.

    die lobeshymnen
    trompeten einmal im jahr
    wenn ich mich
    raffe zur liebe
    meistens unter
    und nicht mehr neben

    meine kraft
    wenn`s sie jemals gab
    sprenkelt durch`s
    gewissen
    hinterläßt
    ölspuren
    von paranoia
    und gleichmut

    meine ausflucht
    dräut an den bohlen
    von sorgnis und sabbern

    dem junktim von
    einfalt & einsicht
    keine chance
    sagte ich mir und
    fiel über die steine
    meiner dermatologischen
    grammatik

    auf der wiese der
    fragilen gunst
    spielte ich die rolle
    eines gefühlspolizisten

    mitunter gebe ich
    mir selbst keine
    chance

    mir gegenüber grinse ich
    nur der spiegel stört

    damit ich wieder
    mit mir eins
    werde


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